Bild: © Textilveredelung Drechsel GmbH

Textilveredlung Drechsel produziert seit über 70 Jahren im oberfränkischen Selb

In zweiter und dritter Generation führt Familie Drechsel den 1950 gegründeten Textilveredlungsbetrieb mit 140 Mitarbeitern als Dienstleister für die überwiegend mittelständisch geprägte Textilindustrie. Durch die stetig wachsende Abgabenlast auf Energie werden Unternehmen wie Drechsel in naher Zukunft nicht mehr wirtschaftlich arbeiten können. C02-Steuer darf nicht das Ende der Textilveredler in Deutschland sein.

Textilveredlung Drechsel

Geschäftsführer Bernd Drechsel: „Die Politik muss endlich umdenken und die richtigen Stellschrauben drehen.”

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Ohne Textilveredlung haben die meisten Textilien keinen Gebrauchswert. Das ist das Kerngeschäft der Drechsel GmbH. Das Produktspektrum reicht vom Waschen und Bleichen über das Färben bis zur Ausrüstung und Beschichtung von textilen Flächen. Veredelt werden unter anderem Sonnenschutztextilien, Heimtextilien, Möbelstoffe und technische Textilien.

Das Industrieunternehmen hat seine Hausaufgaben in Richtung Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und CO2-Einsparung schon vor vielen Jahren in Angriff genommen. Neben der Modernisierung von Maschinen und Anlagen und der Optimierung von thermischen Prozessen hat Drechsel auch in eine eigene Photovoltaik-Anlage investiert und bezieht Strom ausschließlich aus regenerativen Energien, z. B. Wasserkraft. Das Unternehmen benötigt für die Textilveredlung allerdings sehr große Mengen an Erdgas als Prozessenergie für die thermischen Prozesse und daran kommt es in Zukunft nicht vorbei, bis es ausreichend grünen Strom und grünen Wasserstoff in Deutschland gibt.

Geschäftsführer Bernd Drechsel: „Die Politik muss endlich umdenken und die richtigen Stellschrauben drehen. Und da hilft es nicht bei Alleingängen immer wieder Deutschlands Vorbildfunktion beim Klimaschutz in den Vordergrund zu rücken. Wenn wir es nicht schaffen, die letzten in der Textilveredlung verbliebenen Produktionsbetriebe in Deutschland zu erhalten, dann wird die Fertigung irgendwo anders auf der Welt stattfinden – allerdings zu deutlich schlechteren Umweltbedingungen und höheren CO2-Emissionen – und Klima kennt keine Grenzen.“

Für Drechsel bedeutet der Einstieg in die CO2-Bepreisung mit 25 Euro pro Tonne CO2 eine Erhöhung der Energiekosten um 10 Prozent, bis 2025 sind es bereits 20 Prozent. Damit ist ein mittelständischer Auftragsveredler, wie die Firma Drechsel, in Europa und weltweit nicht mehr wettbewerbsfähig. Der deutsche Alleingang in diesem Bereich – zusammen mit der EEG-Umlage – ist für viele betroffene Mittelständler in unserem Land existenzbedrohend. Bernd Drechsel: „Durch die stetig wachsende Abgabenlast auf Energie können wir in naher Zukunft nicht mehr wirtschaftlich arbeiten. Mit 2021 haben wir allein für die EEG-Umlage bisher über zwei Millionen Euro bezahlt. Viel Geld, das für wichtige Neuinvestitionen fehlt. Unsere europäischen Nachbarn haben diese Kosten nicht zu tragen. Statt der versprochenen Entlastungen bei der EEG-Umlage kam  jetzt noch die CO2-Abgabe on top.“

Über 70 Jahre wurde bei Drechsel jeder verdiente Euro in das Unternehmen investiert. Auch vor diesem Hintergrund appelliert der Familienunternehmer an die Politik, ihn und die 140 Mitarbeiter nicht im Stich zu lassen, denn: „Das Einzige, was uns derzeit noch weiterbringen kann, ist entweder eine technische Revolution, die aber leider auch mit der Wasserstoffsynthese noch nicht wirtschaftlich darstellbar ist, da hierfür gar nicht genug grüner Strom verfügbar ist, oder die Abwanderung in ein Land, das nationale Alleingänge nicht auf dem Rücken der eigenen Wirtschaft austrägt.“

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